Sonntag, 22. Juli 2012

Sechster Tag – Bear Country USA, SD – 1880 Train Ride – Mount Rushmore National Ceremony

Anm. d. Autors: Ich weiß, ich weiß, dieser Eintrag hat jetzt lange auf sich warten lassen! Aber es war einfach zu viel los und außerdem kaum ein ordentliches WiFi in der Nähe! Also, deswegen heute gleich zwei neue Einträge! 


Es gibt hier eine Menge Jagdhäuser, so will ich es einmal nennen, also eine Menge Blockhäuser, die alle dem wirklichen ehemaligen Wilden Westen entlehnt sein könnten. In diesen Blockhäusern hängen, wie nicht anders zu erwarten, eine große Menge an unterschiedlichen Jagdtrophäen, die sich meistens in ausgestopften, präparierten Tierkörpern und -Köpfen manifestieren. Es gibt mit Sicherheit eine Menge Menschen, die das toll finden und sich daran geradezu berauschen können. Mir geht es da etwas anders. Ich mag die Tiere lieber lebend sehen, in ihrer natürlichen Umgebung, in all ihrer Pracht und Anmut und respektgebietenden und Eindruck heischenden Wildheit. Deswegen machten wir uns an diesem Tag auf den Weg ins „Bear Country USA“, wo wir all die für die hießige Natur typischen Tiere in ihrem natürlichen Umfeld erleben konnten.








Begonnen hatten wir den Tag nach dem gestrigen Erlebnis in Peggy's Place, was uns nicht wirklich zugesagt hatte, einige Meilen den Berg hinauf im Powder House Lodge, wo wir bei unserer Ankunft in Keystone bereits schon einmal gehalten hatten, um nach Preisen für die Übernachtung zu fragen. Sie haben dort auch ein kleines, uriges Restaurant, wo wir sehr günstig und gut frühstücken konnten. Ich habe ja mich im letzten Blogeintrag bereits kurz zum amerikanischen Essen geäußert, doch darüber gäbe es soviel zu sagen, da bräuchte ich, so denke ich, einen eigenen Blog dafür. Für dieses Mal sei nur kurz erwähnt, dass die berühmten Pancakes doch sehr stopfen und sehr den Bauch füllen. Ich habe darob hier in den Staaten schon unglaublich viele, sehr massige und mächtig dicke Menschen gesehen, die wohl aufgrund einer falschen Ernährung so werden. Das Schlimme hieran ist, dass die Kinder dieser Menschen dann schon in jungen Jahren ähnlich aussehen und die Veranlagung zur Fettleibigkeit in die Gene gelegt bekommen. Dagegen fühlte sich der Dicke doch fast schon dünn oder zumindest schlicht ein wenig „untergroß“.










Mit dieser Vorrichtung verhindert man hier, dass Tiere entlaufen oder das Gehege wechseln, denn diese Können mit ihren Hufen nicht darüberlaufen.










   
Bear Country USA ist schon wirklich eine tolle Attraktion. Es liegt auf halber Strecke zwischen Rapid City, SD und Keystone, SD und ich habe Braunbären, Grizzlybären, unterschiedliche Paar- und Unpaarhufer gesehen, natürlich Bisons und viele andere Arten. Ich lasse hier auch wieder ausführlich die Bilder sprechen, die ich machen konnte. Ein Wort aber noch zu den beiden Begriffen „Bison“ und „Buffalo“ (= Büffel), die hier synonym verwendet werden. Der Bison hat mit dem gemeinen (Wasser-)Büffel recht wenig zu tun. Hier in Amerika gibt es eigentlich nur Bisons, Büffel finden sich in Afrika, wo sie beheimatet sind. Dennoch sprechen viele Einheimische hier von „buffalos“, also von Büffeln, meinen aber „bisons“, also Bisons.































Auf der Rückfahrt nach Keystone habe ich dann noch etwas entdeckt, was ich meinen geneigten Lesern nicht vorenthalten will. Ich habe doch glatt herausgefunden, dass der Weihnachtsmann nicht am Nordpol wohnt, nein, er kommt aus South Dakota, denn wir fuhren an "Christmas City" vorbei. Doch damit nicht genug, es kam noch besser: Ihr kennt doch alle das berühmte Lied "Old MacDonald had a farm", oder? Ich habe diese berühmte Farm tatsächlich entdeckt. Ja! Wirklich. Beweisfotos anbei!



Am Nachmittag wartete dann ein Erlebnis der besonderen Art auf uns. Und dieses Erlebnis machte uns einmal mehr das 19. Jahrhundert und seine Lebensart erfahrbarer, als das Filme oder Bücher leisten können. Wir hatten bereits am Vortag Karten gekauft für eine Zugfahrt von Keystone, SD, nach Hill City, SD, und zurück. Allerdings fuhren wir in keinem normalen Zug, nein, wir buchten für den 1880 Train, einer originalen Dampflock aus dem 19. Jahrhundert und deren Passagierwagen. Die Fahrt war beeindruckend, die Bediensteten, die ebenfalls im Originaloutfit daherkamen, waren urig und freundlich. Rundherum, es war eine tolle Erfahrung. Ich hoffe, dass alle Eisenbahnfreunde nachempfinden können, was diese Fahrt für ein tolles Erlebnis war. Es gibt leider nur einige wenige Bilder zur Fahrt, aber dafür wird der angekündigte Film eine Menge mehr Eindrücke enthalten. So, folks, check it out, when it's on YouTube in a view weeks!















Der Bahnhof in Hill City, SD

Der Bahnhof in Hill City, SD




Der Brakeman

Den Abschluss des Tages bildete noch einmal die gewaltige Kulisse des Mount Rushmore. Dort erlebten wir eine sogenannte „Ceremony“, also eine feierliche Zeremonie, die etwa eine halbe Stunde dauerte und sich auf der Bühne des Amphitheaters zu Füßen des Mount Rushmore abspielte. Es war bereits dunkel, das rappelvolle Amphitheater in orangefarbenes Licht getaucht. Eine Frau im Dress der Mountain-Rangers führte kurz in das Programm des Abends ein, der Fahneneid wurde von allen Anwesenden gesprochen und ein Lied über die Freiheit des amerikanischen Volkes gesungen. Dann wurde ein Film über die Entstehung und den Hintergrund des Mount Rushmore gezeigt. Gegen Ende des Films wurden die Köpfe des Mount Rushmore in schwindelnder Höhe darüber illuminiert. Im Anschluss wurden Kriegsveteranen und Mitglieder des Militärs aus allen Sparten unter diesen beleuchtenden Köpfen auf die Bühne geholt, die amerikanische Flagge wurde eingeholt und auf die charakteristische Art und Weise in Dreieckform zusammengelegt, wie man es aus Filmen kennt, in denen militärische Feierlichkeiten gezeigt werden. Abschließend konnten dann die Veteranen vortreten und – natürlich freiwillig – mit auf die Flagge gelegter Hand ihren Namen, ihren militärischen Rang, ihre Einheit und ihr Haupteinsatzgebiet nennen. Dies geschah in einer für einen Europäer sehr schwülstig und tränenrührig anmutenden Weise, doch das gesamte Publikum applaudierte stehend ihren Kriegshelden. 


Ich möchte dazu nur noch anmerken, dass ich eine derartige Demonstration amerikanischen Nationalismus mit sehr gemischten Gefühlen sehe. Ich habe die ganze Zeremonie mitgefilmt, und auch hier mag man sich jeder sein Urteil selbst bilden, wenn der Film dann geschnitten sein wird, aber dieser Nationalstolz ist etwas, was ich persönlich nie wirklich nachvollziehen können werde. Ich brauche nur an das Schicksal der Indianer zu erinnern, der hier „Natives“ genannten Menschen. Ich erinnere an Vietnam und an viele andere geschichtliche Ereignisse, auf die die Amerikaner ebenso wenig stolz sein können, wie die Deutschen auf die Gräueltaten des Nazi-Regimes, die Franzosen auf die napoleonischen Kriege oder die Russen auf die „Säuberungenunter Stalin. Wer aber wirft diesen genannten Nationen ihre Fehler in derselben Art und Weise vor, wie man uns Deutschen Hitler und die Zeit des Nationalsozialismus vorwirft?  - Ich hake es für mich als interessante Erfahrung ab, die mich so schnell nicht loslassen wird, sowohl auf die eine als auch auf die andere Art und Weise.



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

War wieder ein sehr schöner Bericht und die Bilder vermitteln einen guten Einblick. In Punkto Nationalstolz der Amerikaner und der damit verbundenen Zermonien bin ich der gleichen Auffassung. Es kommt einer Götzenanbetung gleich.
LG Tanteomaingrid