Heute möchte ich mich nun endlich
einmal einem Thema widmen, welches ich schon seit langem in meinem
Kopf hin- und herbewege, da ich damit schon konfrontiert worden bin,
seit ich den ersten Tag bewusst in Saskatoon verbracht habe. Ich habe
mich – was meinen Blog betrifft – immer ein wenig drumherum
gedrückt, denn wirklich viel Einblick habe ich noch nicht. Was ich
allerdings an Eindrücken habe, respektive des Titels, ist nichts
wirklich Berauschendes. Es geht um das Thema „Verkehr“ und damit
einher – man kann es nicht wirklich trennen – um die
Infrastruktur des Westteils der Stadt Saskatoon, in welchem ich drei der vier
letzten Wochen im Haus von Totti und Kathleen – sie wohnen dort
allerdings auch nur zur Miete – verbracht habe. Vieles, was ich
hier im Folgenden schriftlich niederlegen muss, mag ein wenig negativ
klingen, deswegen möchte ich das im Vorfeld sagen, nicht dass man
mir Schwarzfärberei vorwerfe, auch möchte ich nicht, dass diese
Darstellung, die sich um Sachlichkeit in der Beschreibung und
Subjektivität im Inhalt bemüht, ein schlechtes Licht auf Totti,
Kathleen und Familie wirft. Daher diesmal diese länger Einleitung.
Ich habe bereits in einem meiner ersten
Blog-Einträge aus Kanada darauf verwiesen, dass die Häuser,
Fassaden, Vorgärten, Straßen und Gehwege beileibe nicht in einem
wirklich guten, vorzeigbaren Zustand sind. Fußwege sind nur mäßig
ausgebaut, größtenteils einfach kaputt, durchwachsen von Gräsern
und uneben, was wohl auch daran liegen mag, dass Kanada innerhalb
eines Jahres Temperaturunterschied von bis zu neunzig Grad Celsius
durchlebt. Die Bordsteine sind ungleichmäßig hoch, viel zu oft zu
hoch und die Straßen sind oft nicht ordentlich geteert. Die
Einteilung in Häuserblocks verläuft meistens entweder absolut
geordnet in Rechtecken, in denen es „Avenues“ und „Streets“
gibt. Die „Avenues“ führen immer von Norden nach Süden und die
„Streets“ von Osten nach Westen. Dabei werden die Straßen
einfach nach Himmelsrichtungen verlaufend durchnummeriert, also zum
Beispiel „Ave J N“ ist die Avenue „J“ (in alphabetischer
Reihenfolge) „North“. Die „Streets“ werden dann einfach nur
nummeriert, so entstehen dann so Adressen wie „22. Street“ oder
„31. Street“. So entsteht ein sehr symmetrisches System von
Straßen und Häuserblocks. In den modernen Stadtteilen sind die
Straßen allerdings in Kurven und schleifenartig verschlungen
angelegt, was dem Straßenplan dort ein recht unruhiges und
unharmonisches Bild verleiht. Dort gibt es dann auch andere Straßennamen wie „Road“, „Way“, „Drive“, „Circle“ oder „Crescent“.
Backalley |
ei jedem Häuserblock gibt es
„Backalleys“, also eine Art Straße, die an die Hinterseiten der
Häuser entlang führt. Meistens handelt es sich um nicht sonderlich
breite, ungeteerte, nur mit einem Sand oder hellem Split-Belag,
sogenanntem „gravel“, ausgestattete Wege. Die Hauptverkehrsadern
sind jedoch die „Drives“, vor allem der „Circle Drive“, der
ursprünglich als Kreis rund um die Stadt herum gedacht war,
mittlerweile aber der ständigen Expansion der Stadt fast zum Opfer
gefallen ist. Wir kennen das zum Beispiel aus Städten wie Wiesbaden
oder Mainz als „Äußerer Ring“ und so weiter. Saskatoon ist auf diesem „Circle Drive“ in unter einer Stunde zu umfahren.
Die Häuser sind selten aus Steinen und
Mörtel gemauerte feste Bauten, wie wir das in Deutschland kennen,
hier findet man meistens eine Holzbauweise aus Kanthölzern („studs“)
und Spanplatten („plywoods“), die zwecks Luftdichte mit eine
Folie abgedeckt werden. Die Verkleidung wird of aus Kunststoff
hergestellt, der täuschend echt nach Nut-und-Feder-Brettern
aussieht. Trotzdem machen die Wohngegenden hier oft einen sehr
unsauberen, um nicht zu sagen dreckigen Eindruck, der schon fast den
Eindruck von Verwahrlosung erweckt. Aber auch das erwähnte ich zu
Beginn meiner Zeit in Saskatoon schon einmal: Die Stadt verlangt von
Hausbesitzern mit einem gepflegten Anwesen und einer sauberen Fassade
eine höhere Grundstückssteuer („property tax“) als bei den
ungepflegten Grundstücken. Etwas merkwürdig, wie ich finde, denn es
wäre doch produktiver, gerade die Menschen mit geringeren Steuern zu
belohnen, die regelmäßig ihr Grundstück pflegen und sauber halten.
Die Folge ist deutlich zu sehen. Im Vergleich dazu wirkten die
Straßen und Wohngebiete, durch die ich in den Bundesstaaten der USA
kam, geradezu gepflegt und ordentlich.
In jedem Stadtbereich, so will ich es
einmal nennen, gibt es dann auch französisch- und englischsprachige
Schulen, diverse Gotteshäuser der unterschiedlichsten christlichen
Bekenntnisse und hier und da mal ein Schwimmbad. Das Bild zeigt das
Schwimmbad unweit von Totti und Kathleens Domizil, das gerade erst,
während meiner Zeit hier, komplett neugebaut worden ist.
Die Stadt hat in gewisser Hinsicht zwei
Seiten: Die eine Seite habe ich gerade beschrieben, das eher
dreckige, nach außen hin verwahrloste Ambiente. Die andere Seite
sieht man, wenn man sich zu den sogenannten Touristenplätzen und
-wegen begibt. Diejenigen Plätze von Saskatoon, die öffentlich
zugänglich sind, und in denen sich die Touristen und Geschäftskunden
hauptsächlich bewegen, ist sauber, gepflegt und absolut vorzeigbar.
Ebenso verhält es sich mit den Wohngegenden, wo die Bessergestellten
oder Besserverdiener – ja, man kann es wirklich so formulieren –
wohnen. Fährt einmal durch die Wohngegenden, wo die besser
Verdienenden und die besser gestellte Gesellschaft wohnt, findet man
wohlgestaltete Häuser mit sauberen gepflegten Vorgärten und einem
Look, der doch stark an Deutschland erinnert. Und in der Hinsicht ist
es wohl überall auf der Welt gleich, egal, wo man hinkommt. Denn
dieses gepflegte Ambiente kostet die Hauseigentümer, nur um noch
einmal daran zu erinnern, eine immens hohe Grundstücksteuer. Und das
Geld muss man erst einmal haben, beziehungsweise verdienen. Beträge
von fünf-, sechs-, siebentausend oder auch mal zwölf Tausend
Kanadische Dollar Grundstücksteuer – es kann durchaus noch höher
werden – im Jahr sind nicht selten.
Und nun zum Verkehr und zur
Verkehrsführung, die etwas anders als in Europa ist. Auch hier fährt
man rechts, es geht also nicht wie in England links, und auch die
Lenkräder sind links, nicht wie in England rechts, alles klar? ;-)
(Kleiner Wortwitz am Rande, obwohl Rechtslenker hier nicht unbekannt
sind, das sollte ich der Fairness halber erwähnen!) Dennoch aber
gibt es zwar wohl Verkehrsregeln, aber die sind leicht anders. Das
klassische „Rechts vor links“ kennt man hier nur da, wo sonst
keine explizite Verkehrsregelung stattfinden, das heißt durch
Schilder, Lichtzeichen andere Verkehrszeichen.
Man legt extrem weite Strecken in
wesentlich kürzerer Zeit zurück, und dass dadurch, dass man
langsamer fährt. Klingt paradox, nicht wahr? Ist aber wirklich so.
Durch ein konstantes Fahren mit einer langsamen Geschwindigkeit kommt
man schneller vorwärts, da die Straßen unter diesem weiten Himmel
oft schnurgerade ohne große Hindernisse verlaufen. Dadurch legt man
definitiv mehr Strecke in kürzerer Zeit zurück.
Geschwindigkeitsbegrenzungen sind,
entgegen der eigentlichen Aussage von vielen, die nie hier waren,
dennoch aber behaupten, man dürfte ja nur ein sehr eingeschränktes
Fahrttempo haben, im normalen Bereich. Man erinnere sich: Wir sind
wir quer durch Montana mit fünfundsiebzig Meilen die Stunde gereist,
das entspricht in etwa einhundertzwanzig Stundenkilometern, die dort
erlaubt sind. Zum Vergleich: In Kalifornien sind nur fünfundfünfzig Meilen pro
Stunde erlaubt, das sind achtundachtzig Stundenkilometer.
Der „Four-Way-Stop“ ist auch etwas,
was man so in Deutschland nicht kennt, dabei ist es ein so einfaches
System: Wer zuerst kommt, fährt zuerst, so entsteht kein Stau von
keiner Seite. Generelles Rechtsabbiegen an der roten Ampel ist hier
üblich. Man braucht da keinen grünen Pfeil und auf dem Highway gibt
es sehr oft die Möglichkeit, links abzubiegen. In Deutschland wäre
das undenkbar. Das sind nur einige der Unterschiede, die mir
aufgefallen sind.
Abschließend noch ein
Wort zu den hier allgegenwärtigen „Trucks“. Trucks fahren hier
wesentlich schneller als in Deutschland. Trucks sind in Kanada
schwerer und länger: Die Gesamtlänge des kompletten Zuges beträgt
dann bis zu einundvierzig Meter, das bedeutet die Zugmaschine
inklusive zwei Trailern a dreiundfünfzig Fuß, das sind sechzehn
Meter und fünfzehn Zentimeter. Das zulässige Gesamtgewicht (ZGG)
beträgt dreiundsechzigeinhalb Tonnen, das auf bis zu elf Achsen mit
Zwillingsbereifung verteilt wird. Ausgenommen die Lenkachse, die hat
nur einfache Bereifung. By the way, das Bus-/Transitnetz ist hier sehr unzuverlässig. Die Stadt weiß das, man arbeitet daran, aber man hat es bisher noch nicht in den Griff bekommen.
Im Prinzip lässt sich das auch auf die Autos
anwenden. Es laufen hier viele amerikanische Marken (Dodge,
Chevrolet, Chrysler, Ford), aber auch Toyota, Honda und Kia. Viele
Autos sind oftmals so alt, dass unser deutscher TÜV Schreikrämpfe
bekäme, wenn er das sehen würde. Auch der Benzinverbrauch ist
aufgrund des hohen Anteils an sehr großen, meistens für den
landwirtschaftlichen Gebrauch bestimmten Autos – es laufen hier
eine Menge Pick-up-Trucks – sehr hoch. Doch die Spritpreise sind
wesentlich niedriger, da es hier keine offensichtliche Benzinsteuer
gibt. Zur Zeit kostet der Liter Normalbenzin mit fünfundachtzig
Oktan rund 1,239 Kanadische Dollar, das entspricht nach
dem Wechselkurs etwa fünfundachtzig Eurocent. In der Nachbarprovinz
Alberta ist der Liter etwa zehn Kanadische Cent günstiger.
Und wiederum schließe
ich mit einer Feststellung, die ich bereits schon einmal benutzt
habe: Alles größer, weiter, einfach anders!
1 Kommentar:
Im Großen und Ganzen stimme ich gerne zu. Als Anmerkung zu den Kindersley Trucks: der Weiße ist ein Freightliner Classic mit einem Motor und Getriebe aus dem Jahre 1994, das Chassis war von 2005. 6 Zylinder Detroid Diesel mit 400PS, 18Gang Eaton Fuller Gertiebe.
Der Schwarze ist ein Kenworth W900, Bj 2002, selbiger Motor aber nur ein 10 Gang Eaton Fuller Gertiebe. Ein sogenanntes "Ten speed".
Mit dem Weißem fuhr ich Team und Single, mit dem Schwarzen Single.
Der Weiße hatte eine Turnpike Zulassung, das heißt 2x 53" Trailer mit einem insgesamten zGG von 63.500kg auf maximal 41 Meter Länge. Die Bilder dieser beiden Trucks sind rund 2 Jahre alt. Beide Trucks sind auf 105km/h beschränkt, einige andere Trucks haben keinen Begrenzer und sind noch schneller. Allerdings darf ein Trunpike "nur" 100km/h fahren. Trucks mit einem Trailer (Semi's) dürfen fahren was erlaubt ist. Die Maximale Lenkzeit eines Fahrers in Canada beträgt 13 Stunden plus 2 Stunden "onduty not driving" und 1 Std Pause, entspricht 16 Stunden Schichtzeit - täglich!! Dadurch sind Trips von 1300km am Tag möglich!! Wenn keine Behinderungen irgend einer Art entstehen.
Liebe Grüße, Totti!
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