Sonntag, 29. Juli 2012

Saskatoon: Traffic & Infrastructure im Vergleich


 Heute möchte ich mich nun endlich einmal einem Thema widmen, welches ich schon seit langem in meinem Kopf hin- und herbewege, da ich damit schon konfrontiert worden bin, seit ich den ersten Tag bewusst in Saskatoon verbracht habe. Ich habe mich – was meinen Blog betrifft – immer ein wenig drumherum gedrückt, denn wirklich viel Einblick habe ich noch nicht. Was ich allerdings an Eindrücken habe, respektive des Titels, ist nichts wirklich Berauschendes. Es geht um das Thema „Verkehr“ und damit einher – man kann es nicht wirklich trennen – um die Infrastruktur des Westteils der Stadt Saskatoon, in welchem ich drei der vier letzten Wochen im Haus von Totti und Kathleen – sie wohnen dort allerdings auch nur zur Miete – verbracht habe. Vieles, was ich hier im Folgenden schriftlich niederlegen muss, mag ein wenig negativ klingen, deswegen möchte ich das im Vorfeld sagen, nicht dass man mir Schwarzfärberei vorwerfe, auch möchte ich nicht, dass diese Darstellung, die sich um Sachlichkeit in der Beschreibung und Subjektivität im Inhalt bemüht, ein schlechtes Licht auf Totti, Kathleen und Familie wirft. Daher diesmal diese länger Einleitung.
 












  
Ich habe bereits in einem meiner ersten Blog-Einträge aus Kanada darauf verwiesen, dass die Häuser, Fassaden, Vorgärten, Straßen und Gehwege beileibe nicht in einem wirklich guten, vorzeigbaren Zustand sind. Fußwege sind nur mäßig ausgebaut, größtenteils einfach kaputt, durchwachsen von Gräsern und uneben, was wohl auch daran liegen mag, dass Kanada innerhalb eines Jahres Temperaturunterschied von bis zu neunzig Grad Celsius durchlebt. Die Bordsteine sind ungleichmäßig hoch, viel zu oft zu hoch und die Straßen sind oft nicht ordentlich geteert. Die Einteilung in Häuserblocks verläuft meistens entweder absolut geordnet in Rechtecken, in denen es „Avenues“ und „Streets“ gibt. Die „Avenues“ führen immer von Norden nach Süden und die „Streets“ von Osten nach Westen. Dabei werden die Straßen einfach nach Himmelsrichtungen verlaufend durchnummeriert, also zum Beispiel „Ave J N“ ist die Avenue „J“ (in alphabetischer Reihenfolge) „North“. Die „Streets“ werden dann einfach nur nummeriert, so entstehen dann so Adressen wie „22. Street“ oder „31. Street“. So entsteht ein sehr symmetrisches System von Straßen und Häuserblocks. In den modernen Stadtteilen sind die Straßen allerdings in Kurven und schleifenartig verschlungen angelegt, was dem Straßenplan dort ein recht unruhiges und unharmonisches Bild verleiht. Dort gibt es dann auch andere Straßennamen wie „Road, „Way, „Drive, „Circle oder „Crescent.

Backalley
ei jedem Häuserblock gibt es „Backalleys“, also eine Art Straße, die an die Hinterseiten der Häuser entlang führt. Meistens handelt es sich um nicht sonderlich breite, ungeteerte, nur mit einem Sand oder hellem Split-Belag, sogenanntem „gravel“, ausgestattete Wege. Die Hauptverkehrsadern sind jedoch die „Drives“, vor allem der „Circle Drive“, der ursprünglich als Kreis rund um die Stadt herum gedacht war, mittlerweile aber der ständigen Expansion der Stadt fast zum Opfer gefallen ist. Wir kennen das zum Beispiel aus Städten wie Wiesbaden oder Mainz als „Äußerer Ring“ und so weiter. Saskatoon ist auf diesem „Circle Drive“ in unter einer Stunde zu umfahren.
 














Die Häuser sind selten aus Steinen und Mörtel gemauerte feste Bauten, wie wir das in Deutschland kennen, hier findet man meistens eine Holzbauweise aus Kanthölzern („studs“) und Spanplatten („plywoods“), die zwecks Luftdichte mit eine Folie abgedeckt werden. Die Verkleidung wird of aus Kunststoff hergestellt, der täuschend echt nach Nut-und-Feder-Brettern aussieht. Trotzdem machen die Wohngegenden hier oft einen sehr unsauberen, um nicht zu sagen dreckigen Eindruck, der schon fast den Eindruck von Verwahrlosung erweckt. Aber auch das erwähnte ich zu Beginn meiner Zeit in Saskatoon schon einmal: Die Stadt verlangt von Hausbesitzern mit einem gepflegten Anwesen und einer sauberen Fassade eine höhere Grundstückssteuer („property tax“) als bei den ungepflegten Grundstücken. Etwas merkwürdig, wie ich finde, denn es wäre doch produktiver, gerade die Menschen mit geringeren Steuern zu belohnen, die regelmäßig ihr Grundstück pflegen und sauber halten. Die Folge ist deutlich zu sehen. Im Vergleich dazu wirkten die Straßen und Wohngebiete, durch die ich in den Bundesstaaten der USA kam, geradezu gepflegt und ordentlich.








In jedem Stadtbereich, so will ich es einmal nennen, gibt es dann auch französisch- und englischsprachige Schulen, diverse Gotteshäuser der unterschiedlichsten christlichen Bekenntnisse und hier und da mal ein Schwimmbad. Das Bild zeigt das Schwimmbad unweit von Totti und Kathleens Domizil, das gerade erst, während meiner Zeit hier, komplett neugebaut worden ist.


Die Stadt hat in gewisser Hinsicht zwei Seiten: Die eine Seite habe ich gerade beschrieben, das eher dreckige, nach außen hin verwahrloste Ambiente. Die andere Seite sieht man, wenn man sich zu den sogenannten Touristenplätzen und -wegen begibt. Diejenigen Plätze von Saskatoon, die öffentlich zugänglich sind, und in denen sich die Touristen und Geschäftskunden hauptsächlich bewegen, ist sauber, gepflegt und absolut vorzeigbar. Ebenso verhält es sich mit den Wohngegenden, wo die Bessergestellten oder Besserverdiener – ja, man kann es wirklich so formulieren – wohnen. Fährt einmal durch die Wohngegenden, wo die besser Verdienenden und die besser gestellte Gesellschaft wohnt, findet man wohlgestaltete Häuser mit sauberen gepflegten Vorgärten und einem Look, der doch stark an Deutschland erinnert. Und in der Hinsicht ist es wohl überall auf der Welt gleich, egal, wo man hinkommt. Denn dieses gepflegte Ambiente kostet die Hauseigentümer, nur um noch einmal daran zu erinnern, eine immens hohe Grundstücksteuer. Und das Geld muss man erst einmal haben, beziehungsweise verdienen. Beträge von fünf-, sechs-, siebentausend oder auch mal zwölf Tausend Kanadische Dollar Grundstücksteuer – es kann durchaus noch höher werden – im Jahr sind nicht selten.










Und nun zum Verkehr und zur Verkehrsführung, die etwas anders als in Europa ist. Auch hier fährt man rechts, es geht also nicht wie in England links, und auch die Lenkräder sind links, nicht wie in England rechts, alles klar? ;-) (Kleiner Wortwitz am Rande, obwohl Rechtslenker hier nicht unbekannt sind, das sollte ich der Fairness halber erwähnen!) Dennoch aber gibt es zwar wohl Verkehrsregeln, aber die sind leicht anders. Das klassische „Rechts vor links“ kennt man hier nur da, wo sonst keine explizite Verkehrsregelung stattfinden, das heißt durch Schilder, Lichtzeichen andere Verkehrszeichen. 


 Man legt extrem weite Strecken in wesentlich kürzerer Zeit zurück, und dass dadurch, dass man langsamer fährt. Klingt paradox, nicht wahr? Ist aber wirklich so. Durch ein konstantes Fahren mit einer langsamen Geschwindigkeit kommt man schneller vorwärts, da die Straßen unter diesem weiten Himmel oft schnurgerade ohne große Hindernisse verlaufen. Dadurch legt man definitiv mehr Strecke in kürzerer Zeit zurück.




 Geschwindigkeitsbegrenzungen sind, entgegen der eigentlichen Aussage von vielen, die nie hier waren, dennoch aber behaupten, man dürfte ja nur ein sehr eingeschränktes Fahrttempo haben, im normalen Bereich. Man erinnere sich: Wir sind wir quer durch Montana mit fünfundsiebzig Meilen die Stunde gereist, das entspricht in etwa einhundertzwanzig Stundenkilometern, die dort erlaubt sind. Zum Vergleich: In Kalifornien sind nur fünfundfünfzig Meilen pro Stunde erlaubt, das sind achtundachtzig Stundenkilometer.


 Der „Four-Way-Stop“ ist auch etwas, was man so in Deutschland nicht kennt, dabei ist es ein so einfaches System: Wer zuerst kommt, fährt zuerst, so entsteht kein Stau von keiner Seite. Generelles Rechtsabbiegen an der roten Ampel ist hier üblich. Man braucht da keinen grünen Pfeil und auf dem Highway gibt es sehr oft die Möglichkeit, links abzubiegen. In Deutschland wäre das undenkbar. Das sind nur einige der Unterschiede, die mir aufgefallen sind. 



Abschließend noch ein Wort zu den hier allgegenwärtigen „Trucks“. Trucks fahren hier wesentlich schneller als in Deutschland. Trucks sind in Kanada schwerer und länger: Die Gesamtlänge des kompletten Zuges beträgt dann bis zu einundvierzig Meter, das bedeutet die Zugmaschine inklusive zwei Trailern a dreiundfünfzig Fuß, das sind sechzehn Meter und fünfzehn Zentimeter. Das zulässige Gesamtgewicht (ZGG) beträgt dreiundsechzigeinhalb Tonnen, das auf bis zu elf Achsen mit Zwillingsbereifung verteilt wird. Ausgenommen die Lenkachse, die hat nur einfache Bereifung. By the way, das Bus-/Transitnetz ist hier sehr unzuverlässig. Die Stadt weiß das, man arbeitet daran, aber man hat es bisher noch nicht in den Griff bekommen.




Im Prinzip lässt sich das auch auf die Autos anwenden. Es laufen hier viele amerikanische Marken (Dodge, Chevrolet, Chrysler, Ford), aber auch Toyota, Honda und Kia. Viele Autos sind oftmals so alt, dass unser deutscher TÜV Schreikrämpfe bekäme, wenn er das sehen würde. Auch der Benzinverbrauch ist aufgrund des hohen Anteils an sehr großen, meistens für den landwirtschaftlichen Gebrauch bestimmten Autos – es laufen hier eine Menge Pick-up-Trucks – sehr hoch. Doch die Spritpreise sind wesentlich niedriger, da es hier keine offensichtliche Benzinsteuer gibt. Zur Zeit kostet der Liter Normalbenzin mit fünfundachtzig Oktan rund 1,239 Kanadische Dollar, das entspricht nach dem Wechselkurs etwa fünfundachtzig Eurocent. In der Nachbarprovinz Alberta ist der Liter etwa zehn Kanadische Cent günstiger. 



Und wiederum schließe ich mit einer Feststellung, die ich bereits schon einmal benutzt habe: Alles größer, weiter, einfach anders!


1 Kommentar:

Totti hat gesagt…

Im Großen und Ganzen stimme ich gerne zu. Als Anmerkung zu den Kindersley Trucks: der Weiße ist ein Freightliner Classic mit einem Motor und Getriebe aus dem Jahre 1994, das Chassis war von 2005. 6 Zylinder Detroid Diesel mit 400PS, 18Gang Eaton Fuller Gertiebe.
Der Schwarze ist ein Kenworth W900, Bj 2002, selbiger Motor aber nur ein 10 Gang Eaton Fuller Gertiebe. Ein sogenanntes "Ten speed".
Mit dem Weißem fuhr ich Team und Single, mit dem Schwarzen Single.
Der Weiße hatte eine Turnpike Zulassung, das heißt 2x 53" Trailer mit einem insgesamten zGG von 63.500kg auf maximal 41 Meter Länge. Die Bilder dieser beiden Trucks sind rund 2 Jahre alt. Beide Trucks sind auf 105km/h beschränkt, einige andere Trucks haben keinen Begrenzer und sind noch schneller. Allerdings darf ein Trunpike "nur" 100km/h fahren. Trucks mit einem Trailer (Semi's) dürfen fahren was erlaubt ist. Die Maximale Lenkzeit eines Fahrers in Canada beträgt 13 Stunden plus 2 Stunden "onduty not driving" und 1 Std Pause, entspricht 16 Stunden Schichtzeit - täglich!! Dadurch sind Trips von 1300km am Tag möglich!! Wenn keine Behinderungen irgend einer Art entstehen.

Liebe Grüße, Totti!