Anm. d. Autors: Ich weiß, ich weiß, dieser Eintrag hat jetzt lange auf sich warten lassen! Aber es war einfach zu viel los und außerdem kaum ein ordentliches WiFi in der Nähe! Also, deswegen heute gleich zwei neue Einträge!
Gigantisch! Wahrhaft gigantisch! Die
wahre Bedeutung dieses Wortes wird dir wohl erst im direkten
Angesicht dieses riesigen Berges bewusst, welcher sich vor dir
auftut und von dem herab dich die vier in Stein gehauenen
Präsidentenköpfe anstarren. Und doch – sie starren nicht direkt
dich an, sondern sie lassen die Blicke in fast schon wehmütig zu
nennender Art und Weise über die Weite dieses herrlichen Landes
streifen. Wie groß diese Köpfe wirklich sind, lässt sich nur
erahnen, aber wohl kaum begreifen. Ich bin in meinem Leben ja schon
sehr oft in den Alpen gewesen und habe Bergmassive des
unterschiedlichsten Typs gesehen und bewundern können. Alle diese
Naturschauspiele und Wunderwerke von Gottes unerfindlicher Schöpfung geben Zeugnis
von der Größe und Macht, der Pracht und Herrlichkeit der Natur,
alle vermitteln dem kleinen Bisschen, das sich Mensch nennt, etwas,
was wir Ehrfurcht nennen. Doch dieser Berg, der Mount Rushmore,
übertrifft alles, was mir persönlich in meinem bisherigen Leben
begegnet ist. Ob es wirklich dieser riesenhafte Felsen ist, der von
einem großen Geröllfeld nach unten abgegrenzt wird, welches, wenn
man darunter steht und hinaufblickt, bedrohlich den Eindruck
vermittelt, als würde man in kurzer Zeit darunter begraben werden,
oder ob es die wildromantische Landschaft ist, die sich unheimlich
weit ins Land erstreckt, lässt sich nicht klar bestimmen. Denn Weite
ist ein weiterer Begriff, der zur Beschreibung dieses Berges nötig
ist. Weite, die sich bis in die Ebene am Horizont erstreckt.
Mir hatte sich dieser Berg
unauslöschlich durch den Film „Das Vermächtnis des geheimen
Buches“ (englischer Originaltitel „National Treasure: Book Of
Secrets“) mit Nicolas Cage von 2007 eingeprägt. Ich hatte in dem
Film einige der Schauplätze, an denen ich an diesem Tag selbst
stehen sollte, zum ersten Mal gesehen. Begonnen hatten wir den Tag
jedenfalls bei Peggy's Place, einer Lokalität, wo es breakfast,
lunch und dinner gab. Wir suchten aus der wenig reichhaltigen Karte
ein typisch amerikanisches Frühstück heraus – fragt mich nicht,
was ich da verspeist habe, aber es war eindeutig viel zu salzig und
ungeheuer mächtig. Dazu gab es Kaffee, der den Namen echt nicht
verdiente, denn er schmeckte ein wenig wie Abwaschwasser. In der
Hinsicht ist mein deutscher Gaumen doch anderes gewöhnt. Aber der
Hunger treibt's ja bekanntlich rein.
Im Anschluss schlenderten wir ein wenig
durch das kleine, stolze, 397 Einwohner zählende Städtchen Keystone, SD,
was wohl für Touristenzwecke im Stil einer alten Goldgräberstadt
aus dem 19. Jahrhundert gehalten ist. Ich hatte das schon im letzten
Blogeintrag kurz erwähnt. Es gibt dort viele Holzbauten, die
allerdings angefüllt sind mit ungemein facettenreichem
Souvenir-Schrott aller Art, und die üblichen Restaurants,
Imbissbuden, eine Poststelle, einen Bahnhof aus dem Jahr 1880, über
den ich im nächsten Blogeintrag ausführlicher berichten werde, und einen
Platz, an dem ein Künstler mit der Kettensäge riesige Skulpturen
aus Holz live herstellte und ausstelle. Also kein „Chainsaw
Massacre“, wie wir das in Europa kennen, sondern eher „Chainsaw
Art“, wie sie es hier nennen. Einige Impressionen dieses Rundgangs
zeige ich euch natürlich in Bilderform wie gewohnt.
Nachmittags ging es dann hoch zum Mount
Rushmore. Es empfiehlt sich allerdings, zuerst die Iron Mountain Road
hinaufzufahren, eine wildromantische Strecke mit insgesamt drei
Tunneln – Tunnel zwei und drei liegen unmittelbar hintereinander –,
durch die man einen direkten Blick auf den Mount Rushmore hat, und
mehreren Holzbrücken in Schleifenform, sogenannten „pigtail bridges“, die tatsächlich an einen geringelten Schweineschwanz erinnern, bis man oben, am
Hauptaussichtspunkt, ankommt. Das Panorama ist wiederum
unbeschreiblich schön und fast möchte man sagen „erhaben“,
wenngleich dieser Begriff es auch nur unzureichend charakterisiert.
pigtail bridge |
Amphitheater |
Bühne des Amphitheaters |
Dann kehrten wir zurück zu dem Punkt,
an dem sich die Iron Mountain Road mit der Straße zum Mount Rushmore
wieder vereinigt und schlugen den direkten Weg ein. Wir näherten uns
nun dem schon von weiten gut sichtbaren Monument über eine
serpentinenartige, breit angelegte Zufahrtsstraße, die eine
zehnprozentige Steigung aufweist. Oben angekommen, zahlten wir an
einem Portal eine Gebühr von einmalig elf US-Dollar Parkgebühr, die
für ein komplettes Jahr (!) gültig ist. Dann ging es über einen
kurzen Fußweg und ein paar wenige Treppen zum National Memorial
hinauf, wo ein ziemlicher Betrieb herrschte. Es führte ein breiter
Weg unter einigen Torbögen hindurch, vorbei an Denkmälern des
Erbauers und der Arbeiter, durch eine wahre Allee an Fahnen und
Flaggen, die sich mit Säulen, in die die Namen der einzelnen
Bundesstaaten der USA eingelassen waren, bis auf eine breite
Aussichtsterrasse, die den Panoramablick auf die Köpfe der vier
Präsidenten George Washington (1732-1799), Thomas Jefferson
(1743-1826), Theodore Roosevelt (1858-1919) und Abraham Lincoln
(1809-1865) unbeschränkt freigibt. Unterhalb dieser
Aussichtsplattform liegt ein großes Amphitheater, auf dessen Bühne
es mit Sicherheit einen unglaublichen Spaß machen würde, einmal ein
entsprechendes Stück – was natürlich erst noch geschrieben werden
müsste – zu spielen. Man kann einen zirka fünfundvierzigminütigen
Rundgang über Holztreppen und Stege am Fuße des Berges unternehmen,
auf denen auch teilweise der eingangs erwähnte Nicolas-Cage-Film
gedreht worden ist. An diesem Weg finden sich Informationstafeln zu
den vier Präsidenten und am Ende des Weges kann man eine Halle
betreten, in der es die letzten Modelle vor dem Bau zu sehen gibt. In
dieser Halle überfiel uns dann ein Gewitter mit Regen- und
Hagelschauer, was uns eine unfreiwillige Pause bescherte.
Die "Hall Of Records" ist ein interessantes öffentliches "Geheimnis", eine versiegelte Kammer im Berg, hinter den Köpfen. Es lohnt sich, das einmal zu googeln. |
Wir beschlossen den Tag dann im Xanterra Mount Rushmore Concessions Restaurant direkt am Mount Rushmore enden zu lassen. Ich aß einen echten South-Dakota-Bison-Burger, und die jamaikanische Bedienung, eine etwas kräftigere, kleine Farbige, hatte ihren Heidenspaß, da Totti und ich an der Verkaufstheke ordentlich herumalberten und wohl einen tiefen Eindruck hinterließen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen