Sonntag, 22. Juli 2012

Fünfter Tag – Keystone, SD – Mount Rushmore, SD

Anm. d. Autors: Ich weiß, ich weiß, dieser Eintrag hat jetzt lange auf sich warten lassen! Aber es war einfach zu viel los und außerdem kaum ein ordentliches WiFi in der Nähe! Also, deswegen heute gleich zwei neue Einträge!

 
 Gigantisch! Wahrhaft gigantisch! Die wahre Bedeutung dieses Wortes wird dir wohl erst im direkten Angesicht dieses riesigen Berges bewusst, welcher sich vor dir auftut und von dem herab dich die vier in Stein gehauenen Präsidentenköpfe anstarren. Und doch – sie starren nicht direkt dich an, sondern sie lassen die Blicke in fast schon wehmütig zu nennender Art und Weise über die Weite dieses herrlichen Landes streifen. Wie groß diese Köpfe wirklich sind, lässt sich nur erahnen, aber wohl kaum begreifen. Ich bin in meinem Leben ja schon sehr oft in den Alpen gewesen und habe Bergmassive des unterschiedlichsten Typs gesehen und bewundern können. Alle diese Naturschauspiele und Wunderwerke von Gottes unerfindlicher Schöpfung geben Zeugnis von der Größe und Macht, der Pracht und Herrlichkeit der Natur, alle vermitteln dem kleinen Bisschen, das sich Mensch nennt, etwas, was wir Ehrfurcht nennen. Doch dieser Berg, der Mount Rushmore, übertrifft alles, was mir persönlich in meinem bisherigen Leben begegnet ist. Ob es wirklich dieser riesenhafte Felsen ist, der von einem großen Geröllfeld nach unten abgegrenzt wird, welches, wenn man darunter steht und hinaufblickt, bedrohlich den Eindruck vermittelt, als würde man in kurzer Zeit darunter begraben werden, oder ob es die wildromantische Landschaft ist, die sich unheimlich weit ins Land erstreckt, lässt sich nicht klar bestimmen. Denn Weite ist ein weiterer Begriff, der zur Beschreibung dieses Berges nötig ist. Weite, die sich bis in die Ebene am Horizont erstreckt.
 
 
Mir hatte sich dieser Berg unauslöschlich durch den Film „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ (englischer Originaltitel „National Treasure: Book Of Secrets“) mit Nicolas Cage von 2007 eingeprägt. Ich hatte in dem Film einige der Schauplätze, an denen ich an diesem Tag selbst stehen sollte, zum ersten Mal gesehen. Begonnen hatten wir den Tag jedenfalls bei Peggy's Place, einer Lokalität, wo es breakfast, lunch und dinner gab. Wir suchten aus der wenig reichhaltigen Karte ein typisch amerikanisches Frühstück heraus – fragt mich nicht, was ich da verspeist habe, aber es war eindeutig viel zu salzig und ungeheuer mächtig. Dazu gab es Kaffee, der den Namen echt nicht verdiente, denn er schmeckte ein wenig wie Abwaschwasser. In der Hinsicht ist mein deutscher Gaumen doch anderes gewöhnt. Aber der Hunger treibt's ja bekanntlich rein.




















 






  
Im Anschluss schlenderten wir ein wenig durch das kleine, stolze, 397 Einwohner zählende Städtchen Keystone, SD, was wohl für Touristenzwecke im Stil einer alten Goldgräberstadt aus dem 19. Jahrhundert gehalten ist. Ich hatte das schon im letzten Blogeintrag kurz erwähnt. Es gibt dort viele Holzbauten, die allerdings angefüllt sind mit ungemein facettenreichem Souvenir-Schrott aller Art, und die üblichen Restaurants, Imbissbuden, eine Poststelle, einen Bahnhof aus dem Jahr 1880, über den ich im nächsten Blogeintrag ausführlicher berichten werde, und einen Platz, an dem ein Künstler mit der Kettensäge riesige Skulpturen aus Holz live herstellte und ausstelle. Also kein „Chainsaw Massacre“, wie wir das in Europa kennen, sondern eher „Chainsaw Art“, wie sie es hier nennen. Einige Impressionen dieses Rundgangs zeige ich euch natürlich in Bilderform wie gewohnt.
 



















































Nachmittags ging es dann hoch zum Mount Rushmore. Es empfiehlt sich allerdings, zuerst die Iron Mountain Road hinaufzufahren, eine wildromantische Strecke mit insgesamt drei Tunneln – Tunnel zwei und drei liegen unmittelbar hintereinander –, durch die man einen direkten Blick auf den Mount Rushmore hat, und mehreren Holzbrücken in Schleifenform, sogenannten „pigtail bridges“, die tatsächlich an einen geringelten Schweineschwanz erinnern, bis man oben, am Hauptaussichtspunkt, ankommt. Das Panorama ist wiederum unbeschreiblich schön und fast möchte man sagen „erhaben“, wenngleich dieser Begriff es auch nur unzureichend charakterisiert.

















pigtail bridge
















Amphitheater

Bühne des Amphitheaters















Dann kehrten wir zurück zu dem Punkt, an dem sich die Iron Mountain Road mit der Straße zum Mount Rushmore wieder vereinigt und schlugen den direkten Weg ein. Wir näherten uns nun dem schon von weiten gut sichtbaren Monument über eine serpentinenartige, breit angelegte Zufahrtsstraße, die eine zehnprozentige Steigung aufweist. Oben angekommen, zahlten wir an einem Portal eine Gebühr von einmalig elf US-Dollar Parkgebühr, die für ein komplettes Jahr (!) gültig ist. Dann ging es über einen kurzen Fußweg und ein paar wenige Treppen zum National Memorial hinauf, wo ein ziemlicher Betrieb herrschte. Es führte ein breiter Weg unter einigen Torbögen hindurch, vorbei an Denkmälern des Erbauers und der Arbeiter, durch eine wahre Allee an Fahnen und Flaggen, die sich mit Säulen, in die die Namen der einzelnen Bundesstaaten der USA eingelassen waren, bis auf eine breite Aussichtsterrasse, die den Panoramablick auf die Köpfe der vier Präsidenten George Washington (1732-1799), Thomas Jefferson (1743-1826), Theodore Roosevelt (1858-1919) und Abraham Lincoln (1809-1865) unbeschränkt freigibt. Unterhalb dieser Aussichtsplattform liegt ein großes Amphitheater, auf dessen Bühne es mit Sicherheit einen unglaublichen Spaß machen würde, einmal ein entsprechendes Stück – was natürlich erst noch geschrieben werden müsste – zu spielen. Man kann einen zirka fünfundvierzigminütigen Rundgang über Holztreppen und Stege am Fuße des Berges unternehmen, auf denen auch teilweise der eingangs erwähnte Nicolas-Cage-Film gedreht worden ist. An diesem Weg finden sich Informationstafeln zu den vier Präsidenten und am Ende des Weges kann man eine Halle betreten, in der es die letzten Modelle vor dem Bau zu sehen gibt. In dieser Halle überfiel uns dann ein Gewitter mit Regen- und Hagelschauer, was uns eine unfreiwillige Pause bescherte.







Die "Hall Of Records" ist ein interessantes öffentliches "Geheimnis", eine versiegelte Kammer im Berg, hinter den Köpfen. Es lohnt sich, das einmal zu googeln.



Wir beschlossen den Tag dann im Xanterra Mount Rushmore Concessions Restaurant direkt am Mount Rushmore enden zu lassen. Ich aß einen echten South-Dakota-Bison-Burger, und die jamaikanische Bedienung, eine etwas kräftigere, kleine Farbige, hatte ihren Heidenspaß, da Totti und ich an der Verkaufstheke ordentlich herumalberten und wohl einen tiefen Eindruck hinterließen.











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