Unser Trip begann am Nachmittag. Wir
fuhren aus Saskatoon hinaus in Richtung Regina. Bereits nach zirka
180 Kilometern hatten wir eine Reifenpanne. Auf dem Highway hatte uns
ein nicht näher erkennbarer Eisenbolzen, der unachtsam auf der
Fahrbahn herumlag, den linken Hinterreifen so stark beschädigt, dass
wir in Chamberlain, einer Ansammlung von Häusern und Standort der
verkommensten Tanke, die ich bisher in Kanada gesehen hatte, halten
mussten. Der Reifen wies zwei tiefe Schnitte auf, verlor ziemlich
rasch Luft und die Felge war demoliert. So konnten wir unmöglich
weiterfahren. Nun hatten wir den Ersatzreifen in Saskatoon gelassen,
was war also zu tun?
Wir riefen Berit und Walter an, die
sich gerade zum Einkaufen in Saskatoon befanden. Diese fuhren zu
Totti nach Hause und alarmierten Tottis Nachbarn Aaron, der sich auch
sofort bereit erklärte, den Ersatzreifen aus Tottis Garage zu holen
und uns zu bringen.
Wir saßen also zirka zwei Stunden in
diesem Kaff fest, und verbrachten, nach dem wir den kaputten Reifen
demontiert hatten, unsere Zeit im Folksters Family Restaurant, wo ich
dann zum ersten Mal in meinem Leben Bisonfleisch verzehrte, was sehr
nahrhaft und gesund sein soll. Ein Bison Burger, ich kann's nur
empfehlen! Man bekommt ihn wahlweise mit Pommes, Salat oder Suppe.
Ebenfalls begegneten uns dort
„Hutterer“, eine Art kanadische Amish-People. Ich fühlte mich
wirklich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt, denn die Kleidung, die
diese Frau und ihre etwa zehnjährige Tochter trugen, waren aus einem
Western entlehnt, beziehungsweise entstammten doch tatsächlich in
Mode und Schnitt dem 19. Jahrhundert.
Nachdem Aaron den Reifen dann gebracht
hatte ging es dann mit ziemlicher Verspätung weiter. Wir passierten
Regina, die Hauptstadt von Sasketchewan, die bemerkenswerter Weise nicht die größte Stadt der Provinz ist - wovon man ja eigentlich bei einer Hauptstadt ausgehen müsste -, denn das ist Saskatoon.
Gegen halb ein Uhr nachts kamen wir
dann in North Portal an der US-Grenze an. Das war auch eine sehr
interessante Erfahrung. Wir mussten an ein Kontrollhäuschen fahren,
durften das Fahrzeug nicht ohne Aufforderung verlassen und unsere
Hände mussten sichtbar sein. Nachdem wir eine Reihe von Fragen
beantwortet hatten – unser Kontrolleur war ein sehr freundlicher
Mensch spanisch oder mexikanischer Abstammung, der mich fragte, ob
ich Englisch spräche und mir, nachdem ich ihm geantwortet hatte,
eine tolle Zeit in den USA wünschte – gingen wir ins Office, wo
man unsere Fingerabdrücke nahm, uns fotografierte und den
Einreiseinfoschein ausfüllen ließ, bevor wir dann endlich das
ersehnte Visum in den Reisepass getackert bekamen. Wir wurden noch
darüber aufgeklärt, dass wir das Visum unbedingt bei der Ausreise
zurückgeben müssten, da wir sonst, nach Visumablauf von drei
Monaten als sich illegal in den Staaten befindliche Person eingestuft
werden würden, was ein Fahndung zur Folge hätte, die mit
Schwierigkeiten verbunden sei, die man nicht so schnell los würde.
Es könnte einem in diesem Fall eine erneute Einreise in die USA
verwehrt werden. Eine halbe Stunde später kamen wir
dann in Kenmare, North Dakota, im Quilt Inn Motel an, wo wir für die
Nacht unterkamen.
Tja, was soll ich sagen, der Dicke ist
endlich in Amerika angekommen. Nun geht es Richtung Süden!
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