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Abschied in Saskatoon am Flughafen |
Die Reise war angenehm, trotzdem traf mich der
Jetlag ziemlich heftig. Aber mittlerweile geht es schon ruhiger. Auf der Etappe zwischen Toronto und Frankfurt hatte ich einen iranischen Ingenieur kennen gelernt, der bedingt durch den Umstand, dass er seinen Platz einer Mutter zur Verfügung gestellt hatte, die gerne für sich und ihr Kind ein wenig mehr Bewegungsfreiheit erbeten hatte und der Platz neben mir freigeblieben war, zu mir gesetzt wurde.
„Fred“, ich hoffe, ich schreibe das richtig, denn es klang wie
„Fred“, wohnte schon seit Jahren in Toronto, wo er auch arbeitete. Er hatte aber noch Familie im Iran, die er nun besuchen wollte. Er war sechzig Jahre alt, was man ihm aber überhaupt nicht ansah, geschweige denn anmerkte. Er wirkte sehr jugendlich und er hatte wache Augen, die in seinem dunklen Gesicht geradezu glommen, und ihm verdanke ich einen sehr kurzweiligen Flug und eine ausgesprochen anregende Konversation. Wir sprachen – natürlich auf Englisch – über alles Mögliche. Über Geschichte, worin er sich bestens auskannte, über Religion, er erklärte mir die näheren Zusammenhänge der persischen Religion, über Sprache, er erläuterte mir das Farsi, das Persische ein wenig und über seine und meine Arbeit und wir erkannten eine Menge Gemeinsamkeiten. Als ich ihm auf seine Frage, woher ich denn so viel über seine Heimat wisse, antwortete, dass ich das dem deutschen Schriftsteller Karl May verdanke, schrieb er sich sofort dessen Namen auf, denn, wenn dieser mir soviel beigebracht habe, müsse er ein
„very good writer“ sein. Als ich ihm dann sagte, dass wir in diesem Jahr dessen einhundertsten Todestag feiern würden, lachte er. Jedenfalls war er wirklich ein sehr angenehmer Zeitgenosse und er bestärkte mich in der Überzeugung, dass wir lieber auf dieser Welt mit einander reden sollten, voneinander lernen sollten, als uns zu bekämpfen und Kriege gegeneinander zu führen. Denn wie sagte er so schön, ich zitiere das aus dem Gedächtnis:
„Die Kriege werden von den Regierungen angezettelt und vom Volk, das diese Kriege gar nicht will, ausgetragen.“ Also was folgt daraus? Macht euch mal eure Gedanken selbst!
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Das ist Toronto - von oben |
Noch ein Wort zu Michael, der mich abholte. Michael ist ein Phänomen in vielerlei Hinsicht. Er ist ein ungeheuer großer Mensch, über zwei Meter, die genaue Größe kenne ich nicht, weshalb es für ihn gar nicht leicht war, ein geeignetes Auto zu finden. Er hat dann einen roten Jeep gefunden, in den er hineinpasste. Er ist gerade fünfundzwanzig geworden und er war an einer Schule, an der ich auch einmal gelehrt habe. Dort hat er mich kennen gelernt und seitdem nicht mehr
„losgelassen“. Er hielt den Kontakt aufrecht über all die Jahre. Er hat bei der Eisenbahn gelernt und ist mittlerweile Lokführer. Es war bei ihm ein Kindheitstraum, folglich eine Berufung für die er alles tat. Er zog seine Ausbildung und die Verwirklichung seines Traumes strikt durch, mit allem, was ihm zur Verfügung stand. Wirklich bewundernswert. Er hat eine ganze Menge schon erreicht, was kommt da noch? Nebenbei ist er ein toller Kerl, fast schon ein guter Freund.
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Frankfurt Flughafen ICE-Bahnhof |
Nun bin ich zwei Tage zuhause, habe den Jetlag bekämpft und mich wieder etwas eingelebt. Es harren große Dinge auf mich. Ich bin allerdings noch nicht so ganz wieder hier. Ich bin noch mit einem Fuß quasi drüben in Kanada. Diese Reise hat mich verändert, meine Wahrnehmung, meine Gedanken, meine Einschätzungen. Ich werde jeden Tag überrascht von etwas, was ich früher gar nicht so bemerkt habe, was mir allerdings jetzt plötzlich auffällt. Ich bin mal gespannt, was noch so kommt.
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Ich in Michaels Jeep - das Ankunftsbild in Dernbach |
Noch ein letztes Wort zum Fazit. Alle Welt fragt mich nach einem Fazit, das ich nun aus meiner Reise und meinen Erfahrungen ziehe. Dazu muss ich sagen, dass ich das so im Moment einfach noch nicht kann. Ich könnte eine Menge Fazite ziehen, wenn man das so sagen kann, aber derzeit warte ich noch ab und höre auf die Nachklänge in mir. Wenn ich mich zu einem wirklichen Fazit durchgerungen habe, wird es hier auf dem Blog erscheinen. Bis dahin bleibt mir gewogen und – wartet.